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FIBELN, FIBELN, FIBELN

Seit Jahrhunderten bemühen sich Generationen von Kindern (aber auch Erwachsenen) in die abstrakte Welt der Zeichen einzudringen. Neben den ABC-Büchern, die die elementaren Grundlagen des Wiedererkennens von schriftlichen Zeichen (Buchstaben) mit der Nennung des Buchstabennamens (be, ce, de …) koppeln, kommt den ersten Lesebüchern, den Fibeln eine zentrale Bedeutung beim Erlernen des Lesens zu. Während diese Gattung von Schulbüchern seit ihrem ersten Auftreten im 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert von verschiedenen pädagogischen Konzepten geleitet wurden, folgt die Fibel im beginnenden 20. Jahrhundert zwei pädagogischen Konzepten: 1. Der ganzheitlichen Methode (vom Wort zur Lautgewinnung) und 2. Der synthetischen Methode (vom Laut zum Wort).

In der vorliegenden Sammlung von fast 100 Fibeln des 20. Jahrhunderts bildet sich neben dieser methodischen Diskussion auch die inhaltliche Entwicklung der Gattung ab. Hatte mit der 1914 erschienenen Hamburger Hansa-Fibel von Otto Zimmermann die kindertümliche Erzählweise ihren Anfang genommen, entwickelte sich die Art in den 20er Jahren zunehmend zum farbigen Kinderbuch, bevor sie in der Zeit des Nationalsozialismus mehr und mehr zum politischen Sprachrohr verkam. So schnell die politischen Themen in die Fibel einzogen, so abrupt enden sie 1945. Man greift auf die Fibel der 20er Jahre zurück oder ändert (durch Schwärzung und Entfernung) die politisch nicht mehr opportunen Passagen. Erst in den 60er Jahren findet die Gattung zu neuen Inhalten und zeitgemäßen künstlerischen Ausdrucksformen. Die hier angebotenen Stücke dokumentieren Geschichte und Entwicklung der Fibel im 20ten Jahrhundert. Das Angebot wendet sich an erfahrene Fibelsammler ebenso wie an Kinderbuchliebhaber, die ein neues Sammelgebiet entdecken wollen.